über den blog

Nach einem Kurztrip in einen Himmel voller Geigen landet so manches Paar unsanft auf dem Boden der Tatsachen. «From High Life To Hell» sozusagen. Bei uns war es eher umgekehrt. Zudem hängen an unserem Himmel eher Gitarren, welche wiederum mehr nach «Highway to Hell» als André Rieu klingen.

Ich werde hier nicht mit Statistiken um die Ecke kommen, da mir Zahlen Angst machen und sich diese laufend verändern. Unsere persönliche Wahrnehmung vom Weltgeschehen zeugt meistens ohnehin von mehr Relevanz, als irgendeine Rechnerei, sonst hätten nicht so viele Menschen Flugangst. Ihr wisst schon: Statistisch gesehen, ist die Wahrscheinlichkeit bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen deutlich höher als...und so weiter und so fort. Ängste sind nicht wirklich an Statistiken interessiert. Sehen wir uns demnach häufig mit Trennungen konfrontiert, so löst dies tendenziell auch das Gefühl in uns aus, dass Beziehungen häufig der in unserer Gesellschaft vorherrschenden Schnelllebigkeit zum Opfer fallen. 

Manchmal passt es einfach nicht (mehr) und manchmal macht es auch keinen Sinn, etwas passend zu machen, das vielleicht nie passend gewesen ist. Wenn Festhalten eine Tugend ist, so will schließlich auch Loslassen gelernt sein. Nur, wann ist der richtige Moment für das eine und wann für das andere?

Original: Gerd Altmann (Pixabay)
Original: Gerd Altmann (Pixabay)

Ein Trennungsgrund, der mir häufig zu Ohren kommt, ist jener, dass man sich auseinandergelebt hätte. Wie ein solches Auseinanderleben zu Stande kommt, zeigt sich natürlich von Fall zu Fall verschieden. Tatsächlich ist unser aller Leben von Wandel geprägt oder wie es so schön heißt: Die einzige Sicherheit die wir haben ist, dass nichts sicher ist. Auch wir nicht.

Mein Mann und ich sind nicht etwa ein Vorzeigebeispiel dafür, wie man auch die Goldene Hochzeit noch als glückliches Paar zelebrieren kann, denn davon sind wir meilenweit entfernt. Fakt ist, dass wir seit gerade einmal fünf Jahren liiert sind. Fakt ist jedoch auch, dass wir das Haltbarkeitsdatum, das unserer Beziehung gegeben wurde, seit mindestens genauso vielen Jahren überschritten haben. Wir sind unter Voraussetzungen gestartet, die ebenso gut hätten in Abhängigkeit und einem toxischen Miteinander enden können. Wir haben etwas gemacht, das «man» nicht macht und meine Seelenschwester würde an dieser Stelle fragen: «Wer ist dieser «man»?»

Uns ist es gelungen, das durchschnittliche Haltbarkeitsdatum von Paarbeziehungen zu überschreiten ohne, dass wir uns dadurch vergiftet haben. Vielleicht, weil wir nicht durchschnittlich sind. Und selbst wenn unsere Beziehung morgen genauso enden würde, wie viele andere, so wären die gemeinsamen Jahre nichts, das ich einmal auf dem Sterbebett bereuen würde. Manche haben Bücher darübergeschrieben, was Paare zusammenhält, wir schreiben einen Blog. Wir erzählen euch von den Herausforderungen, die wir in unserem alltäglichen Miteinander bereits erlebt und erfolgreich gemeistert haben und solche, die wir hoffentlich noch meistern werden. Dafür schlagen wir manchmal auch Wege ein, die auf keiner Landkarte vermerkt sind, weil es unser ganz eigener Highway ist. Eine Straße, auf der wir mit vielen Fragen konfrontiert werden.

Evan Dennis_Unsplash
Evan Dennis_Unsplash

Wie kann man sich auf Augenhöhe begegnen, wenn einem 30 Zentimeter Körpergröße trennen?

Wie bleibt man nicht in Rollen stecken, obwohl sie einst der eigenen Profession entsprochen haben?

Wie verliert man sich selbst nicht, während man den anderen sucht?

Wie gelangt man über den Atlantik, wenn man kein Blasloch hat?

Wie hat man nach fünf Jahren Beziehung mehr Lust auf Sex, als nach einem Monat? 

Wie reist man als Rentner/in, wenn man eigentlich noch zu den Jungen zählt? usw. 

Das Führen einer Beziehung gleicht einer lebenslangen Ausbildung. Man lernt stets dazu, aber hat nie ausgelernt. Du erhältst am Ende kein Zertifikat, auf dem «BESTANDEN» steht, obschon manche vielleicht mehr Effort in ihre Beziehung stecken würden, wenn dem so wäre. Wie viele andere Paare auch haben wir schon unzählige «Überstunden» in unsere Beziehung investiert. Es ist Zeit, die uns nicht in haptischer Form ausbezahlt wird und die wirtschaftlich gesehen - zumindest auf den ersten Blick - keine Relevanz zu haben scheint. Für uns allerdings schon. Wir möchten einen Gegenpol zu Zerstörung, Toxik und Intoleranz bilden, indem wir über Wachstum, Heilung und Respekt schreiben, auch wenn oder gerade weil es nicht immer einfach ist. Dazu erscheint jede zweite Woche ein Blogartikel, in welchem wir Situationen aus unserem Beziehungsalltag erläutern. Wir möchten zum Schmunzeln und zum Nachdenken zugleich anregen.  

#dergeististgross