Don't Stop Me Now...

…denn ich habe etwas zu sagen. Einmal mehr möchte ich auf hohem Niveau das Jammertal betreten. Dieses Mal nehme ich jedoch Freddie Mercury samt Band mit auf meine Reise.

Man sollte keine Erwartungen haben, liess ich mir einst sagen und ärgere mich jeweils trotzdem, wenn sich meine Vorfreude im Restaurant auf den ersten Biss hin nicht bestätigt. Man will eben keinen Käse, wenn man Schokolade bestellt hat. Ein besonders gütiger Mensch würde sich vielleicht über die servierte Alternative freuen, doch ich wüsste die Löcher im schweizerischen Aushängeschild ebenso wenig zu schätzen, wie diejenigen in den Schuhen meines Mannes. Et voilà, ich komme langsam auf den Punkt oder besser gesagt nach Montreux, denn da hatte es uns für zwei Tage hin verschlagen. Ich hatte Wasser erwartet und einen See bekommen. Ich sah Berge vor meinem geistigen Auge, um schliesslich landschaftliche Busen in den unterschiedlichsten Formen zu erspähen. Nicht zuletzt hatte ich mich zudem auf einen Rockstar gefreut und vor Ort Freddie Mercury als Statue auf den Hintern tätscheln können. Erwartungen gehabt, Erwartungen erfüllt. Eigentlich hätte das dafür ausreichen können, um in Glückseligkeit zu baden. Nur ist es so: I Want It All. Ich möchte nicht nur eine besonders gute Aussicht auf Wasser, Brüste und Hintern erhaschen, sondern auch auf alle vier Hotelsterne die ich gebucht und auch bezahlt habe. Ich erwartete ein mit filigranen Gürkchen und lieblichen Kapern dekoriertes Tatar und nicht den als Spiegelei verkleideten Fleischmond, welchen ich tatsächlich serviert bekommen habe. It’s A Hard Life, das dachte sich wahrscheinlich auch das Rind, das einst sein Leben für meinen heiklen Gaumen hatte lassen müssen. Ich wiederum dachte mir Who Want’s To Live Forever, als ich während unserer Anreise zunächst in völliger Dankbarkeit das ansonsten kostenpflichtige Bahnhofklo gratis benutzen konnte, nur um wenig später festzustellen, dass ich die mit blutverschmierte Türklinke übersehen und mit meinen Patschhändchen voll reingelangt hatte. Vielleicht möchte ich zwar nicht für immer leben, aber es soll in absehbarer Zukunft auch nicht heissen Another One Bites The Dust. Also lieber etwas in die Höhe, als auf dem grasgrünen Boden der Tatsachen das letzte Mal durch sein Nasenloch pfeifen. So ein Hotelbalkon war mit Bestimmtheit ein sicherer Ort wagte ich zu erwarten. Das war bevor ich den Spalt zwischen Mauer und Geländer entdeckte. Er war grösser, als derjenige in der Duschkabine und ein schmalgliedriger Dreikäsehoch hätte bestimmt hindurch flutschen können. An dieser Stelle war ich froh, dass ich zwar noch immer ein Dreikäsehoch jedoch nicht mehr schmalgliedrig war und wir uns desweitern am zweiten Abend dazu entschieden hatten, die fabelhafte Aussicht von unserem Hotelzimmer aus, mit Fastfood zu zelebrieren. Dadurch sanken automatisch die Chancen, von den starken Böen über das Geländer oder eben durch den erwähnten Spalt gezogen zu werden, denn schon Freddie wusste: Fat Bottomed Girls passen da nicht durch egal, ob die hinteren zwei Brötchen vom Mac Donalds stammen oder nicht. Von den Brötchen zu den Bötchen auf dem See und von diesen zu den fast so grossen Tretern meines Mannes. Ich hatte nicht erwartet, dass das einzige Paar Schuhe, das er mit auf Reisen nahm, aussehen würde, wie ein Schweizer Käse. Er verstand das Ausmass meines Entsetzens nicht ganz. Laut seiner Ansicht schaute ihm – abgesehen von mir – niemand auf die Füsse, also zeugte es für ihn auch nicht von Relevanz, diese entsprechend einzupacken. «Hauptsache bequem!» war sein Motto. Womöglich verwechselte er dabei bequem mit kaputt. Ich wurde mir nochmals darüber bewusst, dass die gelegentlich auftretenden Momente, in denen er sich schick kleidete und den Bart von der Blumenwiese befreite, eher von seiner Befindlichkeit, als von einem Anlass abhängig waren. Wir hätten eine Audienz bei Prinzessin Lillifee haben können und trotz diesem A Kind Of Magic hätte mindestens ein Zeh laut geschrien: I Want To Break Free. Beinahe eine kleine Ehekrise hatten wir da, in der zwölften Etage unseres Hotels. Dort, wo ihm wahrlich nur die Möwen auf die Füsse ka…. ehm schauen konnten. Meinungsverschiedenheiten hin oder her, es musste neues Schuhwerk gekauft werden. Es hatte ungefähr ein einziges Paar Sneakers in dieser Grösse und glücklicherweise passten sie nicht nur optisch, sondern entsprachen auch weitgehend dem Motto: Hauptsache bequem! Er verstand meinen Anflug von Empörung noch immer nicht und ich verstand nicht, dass er nicht verstand. So ist das eben manchmal, wenn zwei Welten aufeinander prallen.

 

Jetzt fühle ich mich aber zum Ende hin doch noch etwas Under Pressure das Positive unseres Urlaubes hervorzuheben, denn wer ins Jammertal abtaucht, muss auch das Jubelhorn besteigen können. So lasset mich fortfahren: Wir haben vom Hotel eine Flache Wein als Geschenk offeriert bekommen (Ehre, wem Ehre gebührt), das zumindest von aussen besichtigte Schloss war ebenso so schön, wie der Spaziergang dorthin. Dieser zog sich an einer nicht enden wollenden blumigen Uferpromenade entlang. Die Aussicht von unserem Zimmer war wie bereits erwähnt grandios und das Wetter spielte ebenfalls meist mit. Die neuen Schuhe meines Mannes waren toll und löcherfrei. Der See war toll, Mac Donalds war toll. Toll, toll, toll. Da mir von Freddie jedoch auch einmal zugetragen wurde Keep Yourself Alive möchte ich es mit den Liebesbekundigungen nun nicht übertreiben, denn wie wir alle wissen: Too Much Love Will Kill You!